Ausgrabungen in
Erbes-Büdesheim

Ausgrabungen in

Erbes-Büdesheim

Bedeutende Fundorte

In den vergangenen 100 Jahren fanden im Raum Erbes-Büdesheim immer wieder archäologische Ausgrabungen statt. Die Befunde stammen aus den verschiedensten Epochen, von der Steinzeit (Paläolithikum) bis hin zur Neuzeit (16. Jahrhundert).

Das interaktive Landschaftsmodell stellt die Verortung und geographische Beziehung der vier bedeutsamsten archäologischen Befunde von Erbes-Büdeseim der letzten Jahre dar.

Archäologie

Die Ausgrabung

Von September 2019 bis September 2020 fanden im neuen, 8 Hektar großen Gewerbegebiet von Erbes-Büdesheim archäologische Ausgrabungsarbeiten statt. Aufgrund der Nähe zu einer bekannten römischen Villenstelle, handelte es sich um eine archäologische Verdachtsfläche, so dass eine geomagnetische Voruntersuchung in Auftrag gegeben wurde. Dort zeigten sich bereits zahlreiche markante Bodeneingriffe.

Nachdem man mehrere Monate mit der Dokumentation einer bedeutenden keltischen Schanzenanlage beschäftigt war, wurde im März 2020 eine weitere Fläche aufgebaggert, die mit einer großen Überraschung aufwartete.
Hier fand man nicht nur ein Steingebäude, von dem man ja schon aus der Voruntersuchung wusste, sondern zahlreiche menschliche Gebeine, die bereits unmittelbar unter der heutigen Pflugschicht und über dem Steingebäude lagen.

Die Interpretation und Datierung der einzelnen Phasen des Steingebäudes, das sich bald als Überrest einer mittelalterlichen Kirche herausstellte, ist jedoch schwierig.

Das liegt auch daran, dass der einstige Fußboden und das aufgehende Mauerwerk vollständig verloren sind. Das Gebäude wurde, als es ruinös war, abgebrochen und als Steinbruch genutzt. Der umgebende Friedhof wurde aber weiterhin belegt und man bestattete dann auch oberhalb der Mauerfundamente.

Massive Fundamente

Unter dem eigentlichen Gebäude liegen römische Befunde: Offenbar stand genau hier auf der Geländekuppe einst ein römisches Gebäude aus Holz, und möglicherweise wusste man bei der Errichtung des mittelalterlichen Gebäudes noch von dieser Standorttradition.

Da vom Bauwerk nur noch die untersten Mauerreste erhalten sind, ist es schwer die Resultate der Ausgrabung zu interpretieren. Vieles weist auf die Präsenz einer ehemaligen Kirche hin. So z.B. die Ost-West Ausrichtung, die Anordnung der Baukörper zueinander, eine vermutete Krypta, spätgotische Bauteilfunde und ein umliegender Friedhof. Alleine die Anstrengung, die für die Errichtung eines steinernen Bauwerks solcher Größe notwendig war, spricht für einen Kirchenbau.

Die Funde aus dem 8. und 10. Jahrhundert lassen am Standort der Ausgrabung ein frühes Gebäude vermuten. Die Kirchenmissionierung reicht lange zurück und legt nahe, dass hier auch im frühen Mittelalter bereits ein sakraler Vorgängerbau existierte. Es ist jedoch unklar, wann genau die Kirche entstand. Vermutlich handelt es sich bei den Grundmauern der Ausgrabung um einen einzigen Bau, jedoch wäre es durchaus möglich, dass einige Abschnitte Teil eines früheren Gebäudes sind. Der Unterbau der Kirche ist an vielen Stellen stark zerrüttet und lässt sich kaum differenzieren. Dies erschwert die bauliche Unterteilung der Abschnitte des Gebäudes.

Anhand der Fundamente kann man erkennen, dass die Kirche im Laufe der Zeit ausgebaut wurde. Die Bauteilfunde spätgotischer Architektur zeigen den Höhepunkt der dortigen Kirche an. Die letzte größere bauliche Veränderung fand also zwischen Mitte des 14. Jahrhunderts und Anfang des 16. Jahrhunderts statt. Das Baumaterial wurde später vermutlich geraubt, da nur noch wenig von der einstigen Kirche vorzufinden ist.

Somit handelt es sich um die Reste einer mittelalterlichen, steinernen Kirche mit gotischer Überformung. Außerdem weisen die Baufugen der Baukörper im Osten, Südosten und Südwesten auf spätere Anbauten hin. Da auch viele andere Kirchen im Landkreis Alzey-Worms während der Gotik neu gebaut oder erweitert wurden, liegt es nahe, dass die Anbauten ebenfalls aus dieser Epoche stammen.

3D-Rekonstruktion

Durch Abwägung mehrerer Faktoren wurde eine 3D-Rekonstruktion der letzten Bauphase des Bauwerks erstellt. Es handelt sich um eine spätgotische Saalkirche mit östlichem Chor und darunter befindlicher Krypta. An das erweiterte Hauptschiff schließen südliche Anbauten an: Das Seitenschiff, der Kirchturm und die Sakristei. Die Gebäudeaufteilung bleibt jedoch umstritten. Für die Erstellung der Rekonstruktion wurden die Ergebnisse der Grabung mit Beispielen aus der Region verglichen. Die hohe Anzahl der historischen Kirchen im Landkreis war bei der Ausarbeitung eine große Hilfe. Viele entstammen dem Mittelalter und sind bis heute beinahe im ursprünglichen Zustand erhalten.

Das interaktive 3D-Modell zeigt ein mögliches Erscheinungsbild der Kirche.

Über 200 Skelette

Im Umfeld des Steingebäudes wurden mehr als 200 menschliche Bestattungen freigelegt und dokumentiert.

Die Gräber sind allesamt ohne Grabbeigaben, die in früheren Epochen eine präzise Datierung deutlich erleichtern. Auch Überreste der Trachtausstattung kommen nur selten vor, so dass momentan viele Gräber nur sehr grob zeitlich eingeordnet und letztendlich nur über C14-Untersuchungen genauer datiert werden können.

Eine Besonderheit im Friedhof sind die sechs „Sonderbestattungen“. Vier Toten wurden entgegen der normalen Sitte Dachziegel über das Gesicht gelegt, sowie zwei Toten Steine. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Tropeninstitut wird mit naturwissenschaftlichen Mitteln zurzeit untersucht, ob es sich bei diesen Bestatteten um kranke oder besonders auffällige Menschen gehandelt hat bzw. was es für Gründe für diese auffällige Besonderheit gegeben haben könnte.

Möglicherweise handelt es sich bei diesem Brauch um den Volksglauben der Wiedergänger und den Versuch, sich vor diesen zu schützen.

Die Fundstücke

Das datierende Fundmaterial aus dieser Zeit ist, abgesehen von den zahlreichen menschlichen Überresten, sehr spärlich. Es fanden sich wenige fränkische Keramikfragmente, so das Fragment eines stempelverzierten Knickwandtopfes, das sich um das Jahr 700 datieren lässt und sog. Pingsdorfer Keramik, die sich etwa um das Jahr 1000 ansetzen lässt.

Dagegen wurden wenige spätgotische Werksteine ausgegraben, deren Datierung die letzte Phase des Kirchenbaus auf das 15. bis Anfang 16. Jahrhundert eingrenzt. So ist es doch verwunderlich, dass der Großteil davon im nordöstlichen Fluchttunnel der vermuteten Krypta vergraben wurde.

Baugeschichte

Herkunft der Kirche

Die Grundmauern der mächtigen Kirche belegen den Wohlstand, der hier einst florierte. Es bleibt jedoch ein Rätsel, wie es dazu kam, dass die Siedlung im 15. Jahrhundert oder später verfiel. Man kann lediglich Vermutungen anstellen. Die kleine Eiszeit des 15. Jahrhunderts, Extremwetterereignisse, Bodendegeneration durch Übernutzung- und Rodung, Missernten, oder auch damals schon die Landflucht. Die genauen Gründe, wie es zur Wüstung kam, sind nicht überliefert. Aufgrund der langen Dauer, die seitdem vergangen ist, sind nur wenige Fakten über die ehemalige Siedlung bekannt.

Dabei stehen sich zwei Theorien gegenüber:

Theorie 1: Liebfrauenkirche von Eiche

Aus der frühen Besiedlungsgeschichte des Ortes Erbes-Büdesheim sind zahlreiche Geschichtsquellen bekannt. So sind aus der Umgebung drei Wüstungen, also wüst gefallene, aufgegebene Dörfer, literarisch überliefert: Aulheim, Eiche und Riede. Allein von der örtlichen Lage her kann es sich bei den angesprochenen Baubefunden in der Umgebung nur um die Wüstung von Eiche handeln. Damit hätten wir hier offenbar im Steingebäude die Überreste der Eicher Kirche.

Von dem Ort Eiche wissen wir:
Erstmalig erwähnt wird Eiche im Jahr 1315, und es wurde immer eine Gründung im 12. Jahrhundert vermutet. Untergangen ist der Ort Eiche Ende des 15. Jahrhunderts, die Kirche bestand noch bis in das 16. Jahrhundert. Sie war der Heiligen Jungfrau Maria geweiht, also eine sog. Liebfrauenkirche.

Theorie 2: Schenkung als Michaelskirche

Andere Schriftquellen (wie der Lorscher Codex) berichten noch eine andere Geschichte:

Der Schenkung  einer Michaelskirche in Erbes-Büdesheim im Jahr 767/768 an das hessische Kloster Lorsch durch einen gewissen Audulf.
Im Jahr 817 wird  wiederum eine Schenkung einer unbenannten Kirche an das Kloster Lorsch genannt, wobei wiederum unklar bleibt, um welche Kirche es sich handelt.

Die heutige Dorfkirche, die inmitten des Ortes steht, ist aber dem Heiligen Bartholomäus  geweiht und wird 1431 erstmalig erwähnt. Immer war ungewiss, ob es sich also um einen Vorgängerbau oder um eine andere Kirche unbekannten Standorts handelte.

Das Rätsel bleibt ungelöst

Handelt es sich nun also um die Liebfrauenkirche von Eiche oder um die, im 8. Jahrhundert verschenkte, Michaelskirche?
Wie so oft, ist eine Verknüpfung der literarischen Überlieferung mit dem archäologischen Befund schwierig. Für die Liebfrauenkirche sprechen eindeutig der Standort und der Gesamtbefund. Nur die frühe Datierung wäre ein absolutes Novum.
Diese Datierung  deutet eher auf die nicht sicher lokalisierbare Michaelskirche und es lässt sich mit heutigem Datum nicht ausschließen, dass es sich möglicherweise um ein und denselben Befund handeln könnte. Hier könnte also in der langen Zeit zwischen dem 8. und dem 15. Jahrhundert ein Patroziniumswechsel stattgefunden haben.

Letztendliche Sicherheit gibt es momentan noch nicht, aber die nachfolgende wissenschaftliche Gesamtauswertung dieser Grabung, die in den nächsten Jahren in Verbindung mit zahlreichen Naturwissenschaften erfolgen wird, verspricht hier noch Aufsehen erregende neue Erkenntnisse zur Architekturgeschichte und dem mittelalterlichen Grabbrauch.

Einblick in die Bauforschung

Bei der Bauforschung wird das Bauwerk selbst, im Zusammenhang mit seiner Umgebung, Vergangenheit und Nutzung, analysiert. Eine Vielzahl an Fragestellungen eröffnet sich nach der Festlegung welcher Bautyp bei der Ausgrabung vorliegt. Um die Fragen zu beantworten wird der Bestand der Ausgrabung mit Recherchen abgeglichen und interpretiert. Ziel ist es, die Baugeschichte zu erfassen und Rekonstruktionen zu erstellen.

Mögliche Varianten der Bauphasen

Der Mauerreste und Fundamente der Ausgrabung zeichnen deutliche Grundrisse ab. Unabhängig von der Nutzung des Gebäudes und anderen Aspekten, können alleine die Baukörper, bei einem Vergleich untereinander, einer chronologischen Errichtungsabfolge zugeordnet werden. An einigen Stellen sind jedoch keine klaren Abgrenzungen vorzufinden, was die Zuordnung der Bauabschnitte untereinander deutlich erschwert. Vor allem der nordöstliche Bereich der Fundamente des Chors, sowie der südliche Anbau, bei dem es sich vermutlich um den Turm handelt, weist sehr unregelmäßige Strukturen auf. Deshalb können hier keine klaren Aussagen über frühere Bauphasen und Vorgängerbauten getroffen werden. Dagegen zeigen die Baufugen weiterer Anbauten im Süden und Osten eindeutig, dass sie später hinzukamen. Entsprechend wurde eine Tabelle möglicher Varianten der Bauphasen erstellt.

Die erste Bauphase bildet das Hauptschiff. Dieses stellt den längsten Baukörper da und bildet das Zentrum. Die Ausrichtung verläuft von West nach Ost, was für eine geostete Kirche spricht, also einen Chor mit Ausrichtung zum Sonnenaufgang. Diese These wird unterstützt, da sich im Osten des Schiffs ein Untergeschoss befindet, welches bei einem Kirchenbau am wahrscheinlichsten als Krypta fungiert. Dieser besondere Bestattungsort markiert den Standort des Chors, der für gewöhnlich darüber vorzufinden ist.

Beim mittleren südlichen Anbau ist bisher unklar, ob er Teil des ursprünglichen Kirchenschiffs ist. Vermutlich wurde hier später ein Gebäude angebaut. Die starken Fundamente sprechen für einen Turm. Die Alternative wäre ein Chorturm über der Krypta, was ebenso wenig ausgeschlossen werden kann.

Anschließend folgte im Westen eine Erweiterung des Hauptschiffs, Baufugen zeigen eindeutig die spätere Bauphase an. Ein weiterer Anbau kam im Südosten hinzu. Da dieser direkt mit Fugen an den Chor anschließt, lässt sich hier ein nachträglicher Sakristeianbau vermuten. Die Südwestliche Erweiterung schließt ebenfalls mit Fugen an die restlichen Gebäudeabschnitte an. Aufgrund der länglichen Ausführung handelt es sich hier wohl um die Vergrößerung des Hauptschiffs um ein Seitenschiff.

Die vielen möglichen Varianten der Bauphasen lassen sich vermutlich, wie im nachfolgend dargestellten Beispiel, eingrenzen. Es beginnt mit dem großen Kirchenschiff, das teilweise mit quaderförmigen Werksteinen ausgeführt wurde, welche u.a. an den Kryptamauern vorzufinden sind. Die Bauweise wurde vor allem in der Romanik populär, weswegen der älteste Bauabschnitt vermutlich frühestens aus dem 11. Jahrhundert stammt. Danach folgen weitere mittelalterliche Baukörper, deren genauere Datierung sich nur anhand der Auswertung archäologischer Funde eingrenzen ließe. Die letzte Phase entstammt der Spätgotik und endet somit spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts.

Konstruktive Möglichkeiten im Mittelalter

Die Wertstellung der Kirche im Mittelalter spiegelte sich im Aufwand der Konstruktion der Massivbauten wider. Durch die Weiterentwicklung der historischen Bautechniken wurden die Sakralbauten nach und nach größer und schlanker. Während der Romanik wurden Gebäudehöhen überwiegend durch große Wandstärken erreicht. Darauf folgte die Gotik mit den kennzeichnenden Spitzbögen und Strebepfeilern. Durch die leichtere Bauweise konnten enorme Raumhöhen erreicht werden. Auch beim Bauwerk der Ausgrabung handelte es sich zumindest um eine gotisch überformte Kirche. Anhand der Fundamente konnte jedoch keine umlaufende Strebepfeilerreihe nachgewiesen werden, weshalb die Kirche vermutlich ohne hohe Mauern ausgeführt wurde.

Es steht außerdem die Frage offen, ob sich Pfeiler im Inneren der Kirche befanden. Mit einer lichten Weite von ca. 5,5 m über dem Kirchenschiff bogen sich sowohl Sparren, als auch Zerrbalken durch. Ein Pfettendach oder Kehlbalkendach mit Kehlbalken Mittelpfette und stehenden Stuhlsäulen hätte die Durchbiegung aufgefangen. Die Stuhlsäulen müssten jedoch durch Pfeiler im Kirchenraum gestützt werden. Jedoch war mit Sicherheit das Ziel, den Kirchenraum nicht zu stören und das Hauptschiff frei zu halten. Die Fundamente geben keinen Aufschluss auf eine tragende Pfeilerreihe, somit kann nur spekuliert werden, ob die Tragfähigkeit eines einfachen Sparrendachs ohne Stuhlsäulen hierfür ausreichend wäre. Ein Pfettendach oder Kehlbalkendach müsste nach mehreren Jochen abgestützt werden, war also für solche langen Bauwerke mit freiem Saal nicht gewollt. Es sprechen also mehrere Faktoren gegen ein pfeilergestütztes Pfettendach oder Kehlbalkendach.

Die folgende Zeichnung stellt die Unterschiede der beiden möglichen Konstruktionsarten des Dachstuhls dar. Es handelt sich hierbei um eine vereinfachte Schnittansicht durch das Kirchenschiff aus östlicher Blickrichtung.

Alternative Dachkonstruktionen entwickeln sich erst später, z.B. der barocke liegende Dachstuhl oder das Hängewerk, welches sich im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung durchsetzte. Die Anwendung anderer mittelalterlicher Dachstuhlformen war mit Sicherheit auch möglich, jedoch ist das Sparrendach eine typische Konstruktion für Kirchen solcher Größen. Es bleibt also nichts anderes über, als anhand der konstruktiven Möglichkeiten und Vergleichsbeispielen seiner Zeit zu planen und zu erschaffen. Genauso, wie es bereits die Baumeister von einst hielten.

 

Umgebung

Keltische Schanzenanlage

Ab September 2019 wurden bei Ausgrabungen im neuen Gewerbegebiet, auf deren Fläche auch die Überreste der mittelalterlichen Kirche gefunden wurden, Spuren einer eisenzeitlichen Schanzenanlage entdeckt. Bereits vor dem Eingriff in den Boden konnten leichte Strukturen aus der Luft erkannt werden.

Die Anlage wurde durch einen beinahe zentralen Graben im Verhältnis 60:40 geteilt. Vermutlich war der Bau zunächst kleiner und hatte im Osten diesen mittigen Graben als Grenze. Nach einiger Zeit wurde der Graben zugeschüttet und die Fläche nach Osten hin vergrößert. Dadurch entstand wohl eine annähernd quadratische Grundfläche mit Seitenlängen von je 110 m. In dem Fall würde es sich um eine “echte Viereckschanze” handeln.

Außen wurde die Anlage von einem umlaufenden Graben und einem dahinterliegenden Wall umringt. Sowohl der äußere als auch der zentrale Graben war ursprünglich etwa 6 m breit und 3m tief. Die anzunehmenden Wälle entstanden durch Aufschüttung des Aushubs und besaßen demnach wohl ähnliche Dimensionen.

Innerhalb der Schanze wurden vereinzelte Gruben sowie Spuren von zwei Gebäuden gefunden:
Bei dem ersten Gebäude handelt es sich um die Reste eines massiven 6-Pfosten-Baus mit zusätzlichem (siebten), zentralen Stützpfosten, einer Feuerstelle sowie einem unterbrochenen Entwässerungsgraben auf der Südseite. Die Dimensionen des Gebäudes sind mit 12 x 6 m beachtlich. Der Verwendungszweck des Gebäudes ist bisher unklar.
Überreste eines zweiten Gebäudes, bestehend aus zahlreichen Pfostenstellungen, wurden genau über dem nördlichen Zentralgraben gefunden. Auch hier ist eine Deutung zur Nutzung des Gebäudes schwierig. Möglicherweise könnte es sich hierbei um eine hölzerne Torkonstruktion als Eingang zur Schanze gehandelt haben.

Römisches Herrenhaus

Bereits 1990 konnten auf Luftbildern erste Strukturen von römischen Haupt- und Nebengebäuden nachgewiesen werden. Seit dem Spätjahr 2021 wird die Anlage von Herrn Ulrich Kiesow geoelektrisch prospektiert. Erste Ergebnisse wurden der Direktion Landesarchäologie Mainz in einem Zwischenbericht im März 2022 vorgelegt. Weitere Untersuchungen zur Erschließung der Gesamtanlage dauern an.

Die Beschreibung der im Zwischenbericht vorgelegten Umzeichnung präsentiert ein nach Norden ausgerichtetes Hauptgebäude (Herrenhaus) von 46 m x 64 m, dessen Vorderfront durch zwei massive Risalite je 20 m x 23 m und einen U-förmig dazwischenliegenden Portikus gebildet wird.

Bei den drei Gebäuden südlich des Herrenhauses könnte es sich (von Westen nach Osten) um ein Bad, einen Umgangstempel und den Burgus mit einer Mauerstärke von ca. 3 m handeln.

Die Entfernung zwischen südwestlicher Ecke des Haupthauses und nordöstlichem Mauerende beträgt knapp 400 m. Diese Ausmaße sind im Vergleich zu bekannten Villen ungewöhnlich groß und deuten, zusammen mit dem möglichen Burgus, auf eine lange Besiedlungsdauer mit unterschiedlichen Phasen hin.

Messung, Interpretation und Umzeichnung: Ulrich Kiesow; Aufnahme Luftbild: Jonathan Gießen

fränkische grabfunde

Während des Aufbaus des neuen Wohngebietes von Erbes-Büdesheim wurde im Februar 2021 eine geomagnetische Voruntersuchung durchgeführt, der ab Mai eine archäologische Ausgrabung folgte. Die Ausgrabung erbrachte in der Mehrzahl römische Baubefunde, die sich in der Voruntersuchung gezeigt hatten. Als Einzelfund ist hier eine Goldmünze des Kaisers Nero hervorzuheben. Überraschend kamen dann allerdings in einer erheblichen Tiefe von bis zu über zwei Metern bei Kanalarbeiten fränkische Grabfunde zu Tage, die leider nicht in der Voruntersuchung erkennbar gewesen waren. Teilweise lagen sie bereits im Grundwasserspiegel, was die Bergung deutlich erschwerte. Durch die Tiefe der Befunde konnte es mit der Gemeinde so geregelt werden, dass die weiteren anzunehmenden Gräber im Boden verbleiben konnten und nur die Gräber in den Kanalbereichen geborgen wurden.

Es handelte sich um Körperbestattungen vier erwachsener Individuen. Teilweise hatten sie kostbare Beigaben in das Grab bekommen. So fanden sich etwa von der Trachtaustattung einer Frau im Grab Bl. 25 ein Paar silberner Bügelfibeln, teilvergoldet mit Nielloeinlagen und Almandinscheiben, eine ebenfalls derart verzierte Vogelfibel, ein Bronzering sowie dreizehn Glasperlen. Zudem waren noch eine Bronzekanne, zwei Keramikgefäße und ein Beinkamm beigegeben. Es handelt sich um ganz charakteristische Stücke aus der Zeit um etwa 580 nach Chr. Nach der Lage der Gräber wird es sich eher nicht um „Gründergräber“ der fränkischen Siedlung Büdesheim handeln, sondern um einen eher südlich zu vermutenden, unbekannten kleinen Weiler.

Merowinger-Gräber